Theodora Becker
Die Dialektik der Hure
Was eigentlich verkauft die Hure dem Freier? Die Prostituierte ist in den Worten Walter Benjamins „Verkäuferin und Ware in einem“,
sie verdinglicht sich zum käuflichen Objekt und bleibt doch unverfügbares Subjekt. Theodora Becker untersucht in ihrem Buch „Dialektik der Hure“
anhand der Prostitution den Zusammenhang von Subjektivität, Sexualität, Warenform und Arbeit in der bürgerlichen Gesellschaft sowie
seine Wandlungen seit dem 19. Jahrhundert.
Diese Veranstaltung des ROTER SALON HAMBURG ist eine Kooperation mit der MASCH Hochschulgruppe
und LuV Hamburg (Liste Unabhängiger Verlage).
Zur besseren Planung wird um Anmeldung gebeten, die über die Website https://roter-salon-hamburg.de
anonym erfolgen kann.
Vortragende: Theodora Becker (Berlin)
Moderation: Dr. Barbara Eder (Wien)
Termin: Montag, 05.05.2025, 18.30-21.00 Uhr
Ort: Ossietzky-Forum der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Von-Melle-Park 3
Diskussion mit Arne Andersen
Palästina, Israel und die deutsche Staatsräson
Nach dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 ist der sogenannte Palästina-Konflikt wieder in aller Munde.
Die (west-)europäische Gesellschaft kann die Augen nicht länger verschließen. Der größte Teil der deutschen Öffentlichkeit
macht im Wesentlichen die Hamas für die Fortdauer des Konflikts verantwortlich. Die deutsche Regierung sowie die AFD erklären
die Sicherheit Israels zur deutschen Staatsraison. Anders sieht dies international aus: Schon der UN-Generalsekretär António Guterres
verurteilte in einer Stellungnahme vom 28. Oktober 2023 zwar diese Angriffe, fuhr dann aber fort, die Angriffe der Hamas
hätten „nicht in einem Vakuum stattgefunden“. „Das palästinensische Volk hat 56 Jahre lang unter einer erdrückenden Besatzung
gelitten. Es hat mit ansehen müssen, wie sein Land immer mehr von Siedlungen verschlungen und von Gewalt geplagt wurde, wie
seine Wirtschaft unterdrückt, seine Menschen vertrieben und seine Häuser zerstört wurden. Ihre Hoffnungen auf eine politische
Lösung für ihre Notlage haben sich in Luft aufgelöst.“ Der Internationale Gerichtshof spricht davon, dass der Vorwurf des Genozids
plausibel sei. Auch die deutsche Linke ist über die Israel-Frage seit Jahrzehnten notorisch zerstritten. Neben klassisch
„antiimperialistischen“ und „postkolonialen“ Positionen gibt es extrem Israel-freundliche Strömungen.
Mit Arne Andersen, einem Kenner dieser Geschichte und Palästina-Aktivisten, möchten wir über die historischen und strategischen
Hintergründe dieses Konflikts sowie die Rolle Deutschlands darin – durchaus auch kontrovers und kritisch – diskutieren.
Arne Andersen (PD Dr. phil., geb. 1951) ist Historiker; er lebt in Hamburg und ist bekannt durch zahlreiche Veröffentlichungen im Bereich
der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Der Autor ist in der Palästina-Solidarität aktiv und Mitglied bei DPG, Attac, GEW und dem FC St. Pauli.
Neueste Buch-Veröffentlichung 2025: Apartheid in Israel – Tabu in Deutschland? (Neuer ISP Verlag).
Referent: Dr. Arne Andersen (Hamburg)
Termin: Mittwoch, 14.05.2025, 18.00 Uhr
Ort: Magda-Thürey-Zentrum, Lindenallee 72, 20259 Hamburg
Frank Kuhne: Zur Kritik des Hegel-Marxismus
Schein der Konkurrenz“ (Marx) oder „universeller Verblendungszusammenhang“ (Adorno)?
Georg Lukács‘ Werk „Geschichte und Klassenbewusstsein“ (1923) gilt zu Recht als Gründungsdokument des später so genannten
Hegel-Marxismus. Lukács versucht darin, durch den Rückgriff auf Hegel die marxsche Theorie gegen ihre Verflachung im offiziellen
Parteimarxismus zu verteidigen. „Orthodoxie in Fragen des Marxismus“ bedeute nicht einen Glauben an bestimmte Thesen oder heilige
Bücher, sondern beziehe sich „ausschließlich auf die Methode.“ Das „Wesen der Methode“ aber, die Marx „von Hegel übernommen und
originell zur Grundlage einer ganz neuen Wissenschaft umgestaltet“ habe, sei die „Kategorie der Totalität, die allseitige,
bestimmende Herrschaft des Ganzen über die Teile“. Lukács hat damit auch Adorno das entscheidende Stichwort für seine Variante
der Kritischen Theorie geliefert. Der Vortrag skizziert, in welcher Weise „die Kategorie der Totalität“ in Hegels Philosophie,
Marx’ Kapitaltheorie und Adornos negativer Dialektik zum Tragen kommt und fragt, ob und inwiefern der totalisierende Zuschnitt
dieser Theorien jeweils zu rechtfertigen ist.
Zur Person: Frank Kuhne ist Lehrbeauftragter am Institut für Philosophie der Leibniz Universität Hannover. Seine Forschungsgebiete
sind klassische deutsche Philosophie, Kritische Theorie, marxsche Theorie. Er wurde promoviert mit einer Arbeit über Marx,
habilitiert mit einer Arbeit über Selbstbewusstsein bei Kant und Fichte.
Der Autor wird einige Exemplare seines aktuellen Buches mitbringen, die dann käuflich erworben werden können.
Eine Veranstaltung der MASCH-Hochschulgruppe.
Referent: Dr. Frank Kuhne (Hannover)
Termin: Donnerstag 22.05.2025, 18.00 Uhr
Ort: Universität Hamburg, Von-Melle-Park 9 (Sozialökonomie, ex HWP), EG, Raum S30
Buchvorstellung Klaus Müller
„Steile Pfade, lichte Höhen. Marxistische Wirtschaftstheorie im 21. Jahrhundert“
„Es gibt keine Landstraße für die Wissenschaft, und nur diejenigen haben Aussicht, ihre lichten Höhen zu erreichen, die die
Mühe nicht scheuen, ihre steilen Pfade zu erklimmen“, schrieb Karl Marx. Sein Opus Magnum „Das Kapital“ stellt hohe
Anforderungen. Es enthält auf über zweitausend Seiten das Wesentliche über die kapitalistische Produktionsweise, obgleich
Marx nicht alle Gedanken bis zum Ende ausführen konnte. Fast alle Aussagen der marxschen ökonomischen Lehre sind unter
ihren Anhängern umstritten geblieben: Ware, Wert, Arbeit, Geld, Lohn, Profit, Rente, Preis, Gleichgewicht und Krise …
Es ist überfällig, die verwirrende Lage ein wenig zu ordnen. Anspruch ist es, das Heterogene des marxistischen
kapitalismuskritischen ökonomischen Denkens zu zeigen, die Ursachen unterschiedlicher Lesarten aufzudecken, Ungelöstes
und scheinbar Unbeantwortetes zu benennen. Der Autor will einer ökonomisch-philosophischen Denkrichtung gerecht werden,
die – im Widerspruch zum wachsenden Interesse, auf das die Schriften von Marx und Engels seit Jahren treffen – im akademischen
Diskurs ein Schattendasein fristet, ihre Bedeutung für das Verständnis des Kapitalismus, der sich stetig wandelt, ohne sich zu
ändern, aber bewahrt hat.
Eine Veranstaltung der MASCH-Hochschulgruppe.
Referent: Prof. em. Dr. Klaus Müller (Chemnitz)
Termin: Montag 16.06.2025, 18.30 Uhr
Ort: Universität Hamburg, Von-Melle-Park 9 (Sozialökonomie, ex HWP), EG, Raum S08
Filmvorführung mit zeithistorischer Einführung durch Michael Heidemann
„Der aufrechte Gang“
Der aufrechte Gang. Regie: Christian Ziewer | Deutschland 1975 | 115 Min.
Der Maschinenschlosser Dieter Wittkowski (Claus Eberth) gerät durch einen Streik für bessere Löhne in Finanznot. Das bringt seine
Zukunftspläne durcheinander, zugleich aber seine Ehefrau Hanna (Antje Hagen) ihrem Ziel ein Stück näher, ökonomisch selbständiger
zu werden – gegen den Willen Dieters, der seine Identität als Familienernährer in Frage gestellt sieht. Als Dieter dann auch noch
von der Presse als Streikgegner hingestellt wird, beginnt er sich gegen seine passive Rolle im Betrieb zu wehren.
Christian Ziewers Film „Der aufrechte Gang“ bildet den Abschluss seiner Trilogie über Arbeitskämpfe in den 1970er Jahren.
Alle drei Filme entstanden in enger künstlerischer Zusammenarbeit mit Laiendarstellern aus der Arbeiterschaft. Während die ersten
beiden Filme vor allem die innerbetrieblichen Widersprüche bei der Organisation von spontanen Streiks offenlegen, widmet sich Ziewer
im dritten Film verstärkt den privaten Beziehungen in proletarischen Familien. Die wachsende Entfremdung des Ehepaars wird in ihrem
Zusammenhang mit den Nöten am Arbeitsplatz dargestellt, sie erscheint als Folge krisenhafter ökonomischer Veränderungen.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Gesellschaft für kritische Bildung (GfkB) statt.
Einführung: Michael Heidemann (Oldenburg)
Termin: Freitag, 27.06.2025, 19.00-21.30 Uhr
Ort: Centro Sociale, Sternstraße 2, 20357 Hamburg
Buchvorstellung mit Jürgen Bönig
Otto Meissner, der Verleger des 'Kapital'. Ein 1848er in Hamburg
Der gelernte Buchhändler Otto Meissner war schon seit 1842 als Mitarbeiter bei Hoffmann & Campe politisch aktiv, diskutierte
1847 in Hamburg am Kommunistischen Manifest mit und vertrat energisch fortschrittliche Inhalte, seit 1848 im eigenen Verlag. Demokratie,
Republik, die Bindung der Regierung an eine Verfassung und die eigenständige Organisierung der Bürger waren die Themen dieses 1848ers,
der später Bismarck»anhänger« wurde. Seine sozialistischen und republikanischen Autorinnen und Autoren setzten sich mit der neuen
kapitalistischen Produktionsweise auseinander und diskutierten, wie der entstehende nachfeudale Staat beschaffen sein müsste. Der
Kontakt zu Marx kam über die Publikation von Friedrich Engels' Schrift »Die Preußische Militärfrage und die Deutsche Arbeiterpartei«
(1865) zustande. Während der rasanten Entwicklung Hamburgs zur Millionenstadt förderte er eine republikanische, auf Gesetzen begründete Staatsverwaltung und insbesondere die Bildung aller als Voraussetzung ihrer Emanzipation. Das erstmals 1868 erschienene »Hamburg, historisch-topographische Mitteilungen« - seit 1890 unter dem Titel »Hamburg und seine Bauten« veröffentlicht - war Höhepunkt seiner Bemühungen um
systematische Stadtplanung, die auch von Senat und Bürgerschaft vernachlässigten ärmeren Schichten zu Wohnung, sicheren und gesunden Lebensverhältnissen verhelfen sollte. Meissner, der 1867 den ersten Band von »Das Kapital« und 1869 die 2. Auflage des »18. Brumaire des
Louis Bonaparte« von Karl Marx veröffentlicht hatte, war von 1871 bis 1876 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.
Diese Veranstaltung des ROTER SALON HAMBURG ist eine Kooperation mit der MASCH Hochschulgruppe
und LuV Hamburg (Liste Unabhängiger Verlage).
Referent: Dr. Jürgen Bönig (Hamburg)
Termin: Montag, 30.06.2025, 19.00 Uhr
Ort: Ossietzky-Forum der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Von-Melle-Park 3
ROTER SALON HAMBURG
Der ROTE SALON ist eine neue, unabhängige Veranstaltungsreihe in Hamburg, in der die Autor:innen aktueller politischer Bücher live mit Publikum diskutieren. Online werden die Veranstaltungen mit Material und Inhalten begleitet. Gegründet wurde der ROTE SALON von dem Journalisten und Autoren Michael Hopp.
Webseite: https://roter-salon-hamburg.de
Kontakt: info@roter-salon-hamburg.de